...an einen Freund

Russischer Terrier, Schwarzer Terrier, Tchiorny Terrier, Black Russian Terrier oder kurz BRT

Der erste „Brief an meinen Freund“, den ich ja schon vor fast drei Jahren auf unserer Homepage veröffentlicht habe, hat neben Interesse sowohl positive als auch negative Kritik erfahren, das war zu erwarten. Positiv äußerten sich vor allem Hundebesitzer, die um Hilfe bei Problemen baten und mehrere potentielle Käufer eines Schwarzen Terriers. Negativ oder selten, diejenigen, die wohl glaubten, ich wolle Kritik an ihnen üben. Erstere telefonierten überwiegend, trugen sich allerdings auch bei eentsprechender Bitte nicht ins Gästebuch ein - um nicht  bei ihren Züchtern Anstoß zu erregen, weil sie mit einem “ bösartigen Kritiker“ Kontakt aufgenommen hatten?? Meine Absicht ist und war, eine Lanze für den Schwarzen Terrier zu brechen, nicht vor einem Kauf zu warnen, sondern durch Information vor dem Kauf Probleme und Unzufriedenheit nach dem Kauf zu verhindern. Meine Absicht wird meines Erachtens nicht nur im Brief erkennbar sondern an unserer gesamten Homepage, die unsere Liebe und Begeisterung für den Schwarzen Terrier ausdrückt.

Ich habe mich deshalb entschlossen – meine Kritiker mögen mir verzeihen – meine Gedanken und Erfahrungen und sowie meine hoffentlich hilfreichen Vorschläge zum Wohl vor allem der Schwarzen Terrier in gleicher Weise wie im Brief zuvor weiter zu Papier (besser Laptop) zu bringen, zumal mein Freund eine entsprechende Fortsetzung erwartete und für sinnvoll hielt.

Brief an einen Freund

Lieber Dieter,

ich freue mich, dass Du nicht bereits am Anfang Deiner Suche nach dem „idealen“ Schwarzen Terrier  resigniert hast, obwohl Verhalten und Information von und durch einige Züchter nicht immer Deinen Vorstellungen von verantwortungsvoller Hundezucht entsprachen. Aber denke daran: Den idealen Hund gibt es wohl nur auf dem Papier - und den idealen Züchter? Wenn ich Dich richtig verstehe, musstest Du allerdings aus einsehbaren Gründen vorübergehend die Eingliederung eines zusätzlichen vierbeinigen Familienmitgliedes in Euren Haushalt aus verständlichen Gründen verschieben. Aber wie Du schreibst, ist „aufgeschoben“ nicht gleich „aufgehoben“ und Vorfreude soll ja die schönste Freude sein.

Wie Du weißt, haben wir nach langem Überlegen und Suchen einen in jeder Hinsicht tollen Kameraden für Bobik gefunden. Jetzt hoffen wir, dass er sich positiv weiterentwickelt, vor allem aber gesund bleibt, denn alle Hundebesitzer wünschen sich ja Gesundheit und langes Leben - nicht nur für sich, sondern auch für ihre Hunde. Eine wesentliche Chance, die Gesundheit der Hunde zu verbessern und die Lebenserwartung zu erhöhen, wäre allerdings eine noch ausgefeiltere Selektion der Zuchthunde und noch umfangreichere Aufklärung der Hundekäufer über mögliche gesundheitliche Risiken, denen durch entsprechende Prophylaxe rechtzeitig entgegengewirkt werden kann. Wir lassen daher für für unsere Vierbeiner regelmäßig ärztliche Untersuchungen (großes Blutbild, Überprüfung der Zähne und der Augen durch den Fachmann, Kontrolle des Körpergewichtes) auch ohne besonderen Anlass durchführen; also das, was für uns Menschen üblich ist, unseren Hunden aber manchmal aus Kostengründen versagt bleibt.

Gerade die Zahnkontrolle und Überprüfung des Maules auf Zahntaschen, Zahnstein oder Tumore - so unangenehm sie auch für Mensch und Tier ist - ist so wichtig, da bekanntlich gerade hier, oft unbemerkt, Krebsformen entstehen, die sich weiter verbreiten können. Die Mehrzahl der Hunde, die älter als zehn Jahre alt wird, stirbt heutzutage schon überwiegend an Krebs. Außerdem: Mundgeruch macht einsam...

Während manchmal diese Liebe zum Hund aus Kostengründen ihre Grenzen hat, treibt die kostenlose Hundeliebe bisweilen seltsame Blüten. Wenn Du aus Prinzip Dein Bett mit Deinem BRT nicht zu teilen gedenkst (auf die räumliche Enge möchte ich gar nicht erst hinweisen), da Du Deine ästhetischen und hygienischen Maßstäbe beibehalten möchtest, kann es geschehen, dass Du als akzeptabler Hundefreund in manchen BRT-Freundes-Kreisen nicht anerkannt wirst.

Schlafende Russen soll man nicht wecken...

Die Liebe von Menschen zu Menschen führt bekanntlich zum Anwachsen der Weltbevölkerung und damit zu gewissen Problemen; die Liebe zum BRT führte zu einer wachsenden Zahl von Züchtern und Hunden, denn die Welpen des Schwarzen Terriers sind ja „sooo… niedlich“ und „sooo… süß“. Aber nicht oft genug kann darauf hingewiesen werden, dass der erwachsene Hund sich hin und wieder ganz anders präsentieren kann. Ich kenne Hündinnen, die sogar Rüden ohne ersichtlichen Grund erbittert attackieren und Hundebesitzer, die sich nur noch abends heimlich mit Schlapphut getarnt in der Öffentlichkeit zeigen, wenn andere Hunde nicht mehr angetroffen werden und sie selbst nicht befürchten müssen erkannt zu werden. Solche Probleme liegen allerdings nicht grundsätzlich  an Zucht und Rasse, sondern häufig an der Unkenntnis, den falschen Erwartungen und an Fehlern des Hundebesitzers. Abhilfe schafft hier nur Unterweisung, Aufklärung und Ausbildung von Herrn und Hund. Schon durch Aufmerksamkeit und Vorsicht kann Ärger oder mehr vermieden werden. So bin ich selbst an der Hundeleine hängend und waagerecht in der Luft liegend wie im Struwwelpeter der Fliegende Robert (….an die Wolken stößt er schon, und der Hut fliegt weit davon…) von unserem Kleinen unter dem fröhlichen Beifall eines großen Publikums fortbewegt worden, weil ich – nicht auf den Hund achtend - einer interessierten Dame die positiven Eigenschaften des Schwarzen Terriers aufzählte und Semjon glaubte, meiner Frau, die in größerer Entfernung ein Geschäft verließ, seine Anhänglichkeit beweisen zu müssen (als Konsequenz habe ich u. a. auch den Anteil des Krafttrainings bei meiner Morgengymnastik erhöht). Damit musst Du rechnen, wenn Du einen temperament- und kraftvollen, verspielten jungen BRT besitzt. Ende gut, alles gut.

Die Kehrseite der Medaille: Wenn Dein Hund auf einer Ausstellung den knienden Richter zum Spielen auffordert und dieser überrascht aber lachend das Gleichgewicht verliert, besitzt Du in den Augen Anderer schnell ein blutrünstiges Ungeheuer, das Mensch und Tier zerfleischen will, und Du wirst diesen fröhlichen Beifall (s. o.) nicht erhalten.

Lass Dir nicht zu lange Zeit mit der Auswahl Deines Hundes, denn: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben (aus dem Russischen).  

Herzliche Grüsse,

Dein Jürgen